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O-Jay(Real McCoy)

Interviews

Interview mit O-Jay(Real McCoy)
Das Treffen mit O-Jay fand am Donnerstag den 15.12.05 statt. Ich möchte mich bei O-Jay an dieser Stelle für das tolle Gespräch bedanken.

WebDjs: Bist Du in Berlin geboren und aufgewachsen?

O-Jay: Ja. Ich bin Berliner. Aufgewachsen bin ich in Tegel, im Norden Berlins.

WebDjs: Warst Du in Deiner Kindheit auch schon von der Musik geprägt z.B. von Deinen Eltern?

O-Jay: Überhaupt nicht. Es gibt da zwar irgendwo ein Foto, das mich als Kind an einem selber gebauten Schlagzeug mit Sonnenbrille zeigen, oder eins mit Gitarre, die ich von meinem Opa zu Weihnachten geschenkt bekommen habe, aber ich bin nicht wirklich musikalisch geprägt worden in meiner Kindheit. Das Interesse an der Musik war vorhanden, aber es war für mich nie klar das ich mal Künstler oder Produzent werde.

WebDjs: Welchen Beruf hast Du erlernt?

O-Jay: Ich bin von Beruf Fotograf. Ich habe aber nur ca. 5-6 Jahre lang professionell als selbstständiger Fotograf gearbeitet. Meine Eltern wollten natürlich das ich Bankkaufmann oder so etwas lernen sollte, sie konnten sich aber nicht durchsetzen:)

WebDjs: Wie kamst Du zum Break Dance?

O-Jay: Anfang der 80iger, habe ich im ZDF einen Report von Dieter Kronzucker (Bilder aus Amerika) gesehen. Dort haben sie unter anderem auch über ein paar „Pop-Locker“ berichtet. Das hat mich fasziniert. Dann kam auch noch der Film „Wild Style“ (im ZDF hiess er ja damals „Graffitie“) und in der „Formel Eins“ gab es dann natürlich noch die legendären Auftritte von Shalamar und Captain Hollywood ;o) Ich und mein Kumpel sagten uns: „Poahh! Das müssen wir auch können“, und so übten wir. Wir fanden das alles total geil.

WebDjs: Warum ist Dein Englisch so gut?

O-Jay: Nun, ich weiss nicht ob mein Englisch sooo gut ist ?! Ich schlag mich so durch ;o) Eigentlich hatte ich ein ganz schlechtes Englisch von der Schule her. Ich habe aber hier in Berlin sehr viel amerikanisches Radio(AFM) gehört und fand immer dass das so cool ist, wie die sprechen. Dann versuchte ich mal zu rappen. Am Anfang ohne Text; also die Sätze ergaben keinen Sinn. Für mich war es aber wichtig das es sich so cool anhört wie bei den amerikanischen Rappern. Als ich dann in New York war in den Ferien und grosse Probleme mit meinem schlechten Englisch hatte, begann ich es zu verbessern. Am meisten habe ich natürlich in der Zeit gelernt als ich in New York gelebt habe, mit Real McCoy auf Tour war und durch meine zweite Frau, die Amerikanerin war.

WebDjs: Warum die verschiedenen Identitäten wie z.B. :“Oliver Jacobsen“?

O-Jay: Das kam von der Plattenfirma her. Mein richtiger Name ist ja Olaf Jeglitza. Der hörte sich halt zu normal (deutsch ;o) an und David Brunner (damals A&R bei Hansa Berlin) wollte so ein bißchen rumhypen. Ich kam mit den Namen Oliver Jacobsen (damit das O-Jay stimmte) um die Ecke und die Plattenfirma hat dann noch die Story mit dem Diplomatensohn erfunden. Anfangs habe ich auch noch alle Interviews in Englisch gegeben (wie lächerlich LOL).

Ich kann mich noch an eine Geschichte erinnern als ich bei Stefan Raab in der Sendung bei VIVA war, verlangte die Plattenfirma das ich das Interview in gebrochenem Deutsch gebe, was ich dann aber nicht tat. Ich habe es dann in Englisch gemacht, was natürlich noch hohler war ... haha.

WebDjs: Wie bist Du zum Produzenten geworden?


O-Jay: Na, letztendlich fing das so an, das ich rappte und Bock hatte eine Platte aufzunehmen. Es ergab sich dann, das ich mit anderen zusammen, zunächst meine erste Platte machte und später weitere mit Quickmix, auf unserem Freshline Label. Ich bin da reingewachsen. Bei Real McCoy habe ich ja später eine Dreifachrolle gehabt: Songwriter / Produzent und Künstler. So ab 1998 / 1999 habe ich dann nur noch als Produzent gearbeitet.

WebDjs: Wie entstand das ganze MC Sar Projekt ?


O-Jay: Die Geschichte ist so: es gab Freshline Records und wir haben unsere Platten am Anfang selber gepresst. Dann gab es jeweils einen Labeldeal mit Rough Trade und danach mit ZYX. Irgendwann hatte Reinhard Piel (ZYX) angerufen und nach einer Rapversion von „Pump up the jam“ (Technotronic) nachgefragt. Die Nummer hatte sich bis auf Platz 16 der deutschen Charts hochgearbeitet. Das Projekt hiess damals schon „M.C.SAR & The Real McCoy“ (Kettennamen waren ja damals sehr „in“ ;o). Für den Follow Up (It´s on you) brauchten wir dann noch zwei Gesichter. Ein Freund von mir, Shampro, übernahm den männlichen Part. Ich wollte mich damals aus persönlichen Gründen nicht auf die Bühne stellen. Also „lipsyncte“ Shampro meine Stimme (das war damals wirklich nichts besonderes ;o). Zunächst wollten wir auch mit einer weiblichen Studiosängerin die Stimmen aufnehmen und dann irgendein Model (Shampros Schwester war auch im Gespräch) hinstellen. Es ergab sich aber, das ich zu dieser Zeit Patsy kennenlernte. Ich habe sie dann ins Studio eingeladen und ihre Stimmte war perfekt (besonders weil ihre Stimme nicht perfekt war, dafür aber einen hohen Wiedererkennungsfaktor hatte).



WebDjs: Kannst du kurz erklären warum gewisse Alben/Maxi als „MC Sar and the Real McCoy“ rausgekommen sind und ein Teil als „Real McCoy“?

O-Jay: Wir hatten ja bei ZYX das Album „On the move!“ rausgebracht und div Maxis. 1992 gingen wir bei ZYX weg und wurden mit dem Namen MC Sar&The Real Mc Coy von Hansa übernommen. 1993 haben wir hier in Europa „Another night“ unter „M.C.SAR & The Real McCoy“ rausgebracht. Als der Song dann 1994/95, über den Umweg Kanada, in den USA bekannt wurde und es im folgenden zur VÖ bei Arista kam. Arista konnte sich jedoch nicht mit dem langen Namen anfreunden und wir einigten uns auf Real McCoy. In den folgenden Monaten wurde Arista (Clive Davis) federführend und in der Konsequenz wurde der Name weltweit auf Real McCoy reduziert.

WebDjs: Hast Du beim Aufbau Deiner Lieder auf was besonderes geachtet(Aufbau, Hookline,.....) ?

O-Jay: Simple gesagt ... wir haben geklaut was das Zeug hielt. Wir haben uns an den anderen Hits von damals orientiert und natürlich unsere eigenen Standards verwendet. Another night z.B. lehnt sich stark an Captain Hollywood’s „More and more“ an. Es war viel Begeisterung im Spiel. Einfach machen und letztendlich sich inspirieren lassen durch andere Musik. Beim „One more time“ Album lief das dann ein bissle anders ... da wurden viel mehr strategische Überlegungen gemacht.

WebDjs: Hast du die meisten Texte geschrieben?

O-Jay: Alle. Ich war ja der einzige der ausreichend Englisch konnte. Die ein oder andere Idee habe ich mit Quickmix ausgearbeitet.

WebDjs: Was bist Du lieber: ein Artist auf der Bühne oder der Produzent?

O-Jay: Ich will mal ehrlich sein. Es war eine geile Zeit als Künstler. Doch danach gab es auch einiges an Problemen. Irgendwann fand ich mich auch mal total besoffen am offenen Fenster wieder.
Diese Zeit liegt aber nun schon eine Weile hinter mir.
Es ist ein sehr komplexes Thema wenn man als Künstler Erfolg hatte. Das ist schwer in Worte zu fassen. Daher bevorzuge ich Produzent zu sein. Hier ist man für viele Themen um einiges mehr offen. Man hat einfach viel mehr Möglichkeiten. Du bist nicht so gebunden wie als Künstler, und es ist finanziell viel interessanter.
Irgendwann werde ich bestimmt nochmal für ein oder zwei Konzerte auf die Bühne klettern. Mehr aber auch nicht. Das wird mir sonst zu stressig.

WebDjs: Warum wird in der Musikindustrie nicht mit offenen Karten gespielt? Als Beispiel bei den Sängerinnen: Patsy hat bei Dir ja nie gesungen.

O-Jay: Das ist Musik und Länder abhängig. In den USA gibt es diese Tradition so nicht. Dort ist das Musikgeschäft doch schon um einiges härter und deshalb ist die Autenzität auch weitaus wichtiger.
Deutschland is in erster Linie weiterhin ein Produzentenland. Auch bei den meisten der Künstler bedarf es einige Jahre bis ein Level erreicht ist, auf dem in anderen Ländern Künstler schon mit ihrer ersten VÖ verweilen.
Patsy hat ja schon gesungen. Am Anfang. Einige VÖ´s mit M.C.SAR & The Real McCoy. Sie hat ja auch damals einie Solo Maxi gemacht (Dreamin) und später (nach Real McCoy) auch eine eigene mit David Brunner.
Als wir Another Night aufnahmen entsprach Patsy´s Stimme zum einen nicht den Vorstellungen von David Brunner und zum anderen reichte ihr Gesang auch nicht für die Nummer aus. Die eigentlich Single (Flyin´high) die wir Hansa als erstes angeboten haben, wurde noch von Patsy gesungen. Die Nummer fand aber nicht die Zustimmung durch Hansa und so wurde nach neuen Nummern gesucht. Heraus kam „Another Night“ !
Aber mal ehrlich, in welchem Geschäft wird schon mit offenen Karten gespielt ?

WebDjs: Warum hast Du Karin Kasar erst vor kurzem kennen gelernt ?


O-Jay: Die Aufnahmen mit Karin wurde von den Jungs von den Boogie Park Studios gemacht. Die Berman Brüder haben dann unser Playback bearbeitet und die Stimmen eingebaut. Verwaltet wurde das ganze damals von David Brunner. Er sorgte peinlichst dafür, das wir die Sängerin nicht kennenlernten. Nur Quickmix war einmal in Hamburg und lernte sie kennen. Erst vor gut einem Jahr habe ich dann Karin persönlich getroffen und mich für die damalige Zeit entschuldigt. Zumal man Karin auch ordentlich abgezockt hatte.

WebDjs: Warum wurden verschiedene Videoversionen gedreht?

O-Jay: In Europa waren ja schon „Another night“, “Automatic lover“ und „Run away“ veröffentlicht worden, als in den USA „Another night“ bekannt wurde. Clive Davis(Arista) fand die europäischen Videos schlecht. Er hatte ein anderes Bild von Real McCoy, also drehten wir neue Videos für die USA. Für „Run away“ gab es auch ein neues Video, doch Cliff Davis fand das Video zu negativ. Das Video wurde dann nie veröffentlicht.


WebDjs: Haben die Videodrehs Spass gemacht?

O-Jay: Tierisch! Als Photograph war das sowieso interessant. Obwohl ich lange rumsitzen und warten musste bis ich wieder dran war. Allerdings war ich nicht immer mit dem Ergebniss zufrieden ;o)

WebDjs: Wie hast Du Boris Köhler kennen gelernt?

O-Jay: Boris lernte ich durch einen gemeinsamen Bekannten kennen. Er machte damals schon Mucke und nahm ein paar Sachen in unseren Studios auf.
Vor Maxx machten wir mit Boris noch das Projekt „Bozo der Boss“ (Der Farmer). Der Song war eine deutsche Cover-Version von Snow´s „Informer“. Die Nummer funktionierte sehr gut, wurde dann aber von David Brunner gestoppt, damit Boris bei Maxx mitmachen konnte.

WebDjs: Wie fest hast Du beim Projekt Maxx mitgewirkt?

O-Jay: Ich habe unter dem Pseudonym „Dawhite“ als Songwriter mitgewirkt. Am Anfang (Get-a-way) habe ich auch mitproduziert. Das war mir aber im folgenden durch den weltweiten Erfolg von Real McCoy nicht mehr möglich.

WebDjs: In welchem Land bist Du am liebsten aufgetreten(Fans, Stimmung)?


O-Jay: Ich beginne mal damit wo es am unfreundlichsten war: in Deutschland. Das Publikum benahm sich so mühsam, da musst du die Party mitbringen! Und dann noch kräftig dafür Arbeiten das Stimmung aufkommt! Das war in den meisten anderen Ländern anders - da war die Party schon dort und wir mussten nur noch mitmachen.

WebDjs: Hattet Ihr auch Auftritte in der Schweiz?

O-Jay: In der Schweiz hatten wir, glaube ich, nur einen Auftritt. Das war so eine Show mit dem Titel „Stars für Sport“. Haddaway war auch dort.

WebDjs: Wann habt Ihr Blue PM gegründet?

O-Jay: Das war 2000.

WebDjs: Hast du noch Kontakt zu anderen Eurodanceacts?

O-Jay: Ich hätte gerne so eine kleine Runde mit anderen Acts um mal ein bissle über die alten Zeiten abzulachen. Ich kenne heute noch die Jungs von Masterboy. Was ich an Masterboy so bewundert habe ist, das sie das alles so richtig ‚gelebt’ haben. Den René(DJ Bobo) kenne ich auch noch. Mit Haddaway und Captain Hollywood hatte ich zu meinen aktivsten Zeiten Kontakt. Jetzt aber auch nicht mehr.

WebDjs: Was hast Du noch so für Projekte in Angriff genommen, ausser Real McCoy?

O-Jay: Mit Blue Pm habe ich zum Beispiel die erste Single von Yvonne Catterfeld plus Album gemacht. Dann die Single von „B3“ „I.O.I.O“ und dann eine Single von „Right Said Fred“. Das war eine Co-Produktion mit Alex Christensen. Ach ja, dann haben wir noch „Buddy Vs. DJ the Wave - Ab in den Süden“ produziert und geschrieben.

WebDjs: Wie sieht die Zukunft von Real McCoy aus; oder besser gesagt von Dir?

O-Jay: Ich habe gehört das es da ja ein neues Real McCoy Team geben soll. Mal sehen was da rauskommt ;o)

Was mich betrifft: ich werde als Produzent weiter machen. Die eine oder andere Überraschung werde ich aber bestimmt noch parat haben ...

WebDjs: Ich danke Dir vielmals für das Interview.

O-Jay: Gern geschehen:)

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